Den eigenen Garten zu bewirtschaften, für den einen ein Traum, für den anderen ein Graus. Ich habe es bisher weder zum Kleingarten noch zum Ackerhelden geschafft. Zu sehr prägten mich doch die Erinnerungen an die tägliche Pflicht im Schrebergarten meiner Kindheit. Hieß es doch immerzu gießen, jäten, hakeln, rechen, lüften, düngen, sammeln, pflücken …
Ein eigener Kleingarten kam also auf keinen Fall in Betracht, dennoch war ich überzeugt, dass es nun an der Zeit war etwas mehr grün zu wagen. Immerhin haben wir in unserem Büro einen Balkon und ein wenig Licht kommt auch durch die Linden. Das sollte für den Anfang erst mal reichen.
Im nächsten Hinterhof Gartencenter, von denen es glücklicherweise in Charlottenburg doch einige gibt, wurden für kleines Geld Balkonkästen, und Pflanzen gekauft und beim Edeka gabs glücklicherweise in Laufentfernung Blumenerde.
Wir bepflanzten insgesamt drei 1 Meter lange Balkonkästen, zwei auf dem Balkon vorhandene große Töpfe, sowie die übrig gebliebene Schale eines Zimmerspringbrunnens und einen Übertopf, der als Aschenbecher seit einiger Zeit glücklicherweise ausgediehnt hatte.
Wir hatten keine Ahnung, was man wann auf einem Balkon pflanzen kann. Auch die Fragen nach der besten Pflanzzeit, den Abständen, die man einhalten sollte und wieviel Sonne, Schatten und Wasser jede Pflanze braucht ignorierten wir geflissentlich. Die Pflanzen selbst kamen vom Supermarkt oder vom Gartencenter. Wir wollten ja auch erst mal einen MVP ein Minimum Viable Product bauen.
Was dann allerdings geschah ist der Grund warum ich diesen Post schreibe. Egal was wir mit der Balkonerde in Berührung brachten. Es ging auf, wuchs und schien gewillt uns digitalen Nomaden zeigen zu wollen, wie eine Kick-Ass Hockeystick Wachstumskurve auszusehen hatte. So schauen wir nun mit Bewunderung unseren Küchenkräutern Oregano, Thymian, Basilikum, Petersilie, Salbei, den drei Tomatensorten, verschiedenen Chili-pflanzen, Paprika, Erdbeeren und der Physalis beim Reifen zu. In den ehemaligen Aschenbecher, der sich nun Karma Punkte verdient, haben wir zudem ein paar Wildblumen gepflanzt, die bereits Hummeln und Bienen anlocken, Yay! Die Wildblumen kommen übrigens von unseren Seedbomb Give-aways, die wir auf den Messen verteilen. Ja, sie funktionieren wirklich. 😉
3 Minuten Pause — Entspannung pur im eigenen Garten.
Im eigenen “Grün” die Augen schweifen lassen. Die ersten Chili-Schoten suchen und den intensiven Duft der Tomaten wahrnehmen. Die feuchte Erde riechen und festzustellen, dass die wenigen Pflanzen in der Hitze des Frühsommers bereits ausreichen, um den Balkon gerade so merklich, ein wenig abzukühlen.
Unser Learning beim Anlegen eines Bürogarten.
Es muss kein ganzer Garten sein. Pflanzwissen hilft, Nicht-Wissen erzeugt Erfahrung, das die meisten Pflanzen aber großzügig bereit sind zu ignorieren. Das Erlebnis “Grün” entspannt und verstärkt eine Verbindung zu den wesentlichen Dingen, die gerade im digitalen Miteinander helfen, die eigene Skala mal wieder zu eichen und das Wesentliche vom täglichen Büro-Bullshit-Bingo zu trennen. Mit anderen Worten, wir können nur jedem empfehlen, ob privat oder im Büro, mal wieder etwas grünes wachsen zu lassen. Vielleicht gibt es ja auch bei euch einen Balkon, Hinterhof oder (Dach)garten, den man öffnen und mit ein paar Freiwilligen und ein wenig Klein-Geld der Chefin zu einer kleinen Büro Oase machen kann. Es lohnt sich für alle.